Die Angst nehmen – sinnvoll?
Wie alle anderen Menschen, wirst auch du als Sportler im Alltag immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert, die manchmal Stress und Angst auslösen. Diese Emotionen werden häufig als unangenehm empfunden, weshalb die Tendenz vorhanden ist, diese zu verdrängen resp. dagegen anzukämpfen.
In diesem Zusammenhang kommt mir folgendes Erlebnis in den Sinn: Ich habe einmal jemanden getroffen, der mir sagte: „Also die Angst konnte mir bis jetzt noch niemand nehmen, die ist immer noch da.“ Zum Glück konnte das niemand, dachte ich mir. Denn Angst – ohne welche die Menschheit nicht überlebt hätte – hat bis heute noch ihre Daseinsberechtigung. Angst sowie andere „negativen“ Emotionen zwingen dich zum Beispiel, über eine momentan nichtbefriedigende Situation nachzudenken und Veränderungen anzugehen. Sie stellen schlussendlich „Bewegungsenergie“ zur Verfügung, ohne die du dich nicht weiterentwickeln würdest. Zudem regen sie – sofern nicht zu stark – deine Kreativität an und erzeugen eine gewisse Anspannung (positives Lampenfieber), was für eine optimale Wettkampfleistung unabdingbar ist.
In der Praxis geht es also weniger darum, dass dir jemand die Angst nimmt, sondern, dass du lernst mit ihr umzugehen und sie als „Partner“ anstatt als Feind zu betrachten. Denn ohne sie wärst du mit Sicherheit nicht da, wo du heute stehst. Schlussendlich ist deine Angst eine von vielen Persönlichkeitsanteilen in dir, die erhört werden will. Verdrängst du sie über längere Zeit zu fest, wird sie in der Regel noch stärker, da Druck (verdrängen) bekanntlich Gegendruck erzeugt. In der Praxis gilt es zu beachten, dass sich die „negativen“ und „positiven“ Emotionen die Waage halten.
“If your dreams do not scare you, they are not big enough”/„Wenn du dich vor deinen Träumen nicht fürchtest, sind sie zu klein“ (Ellen Johnson Sirleaf)